Taschenbuch
● 10
€ (Amzn)
● Diogenes
● 150
Seiten
● 5
Sterne
Inhalt
Arnolph
Archilochos ist ein rundlicher Unterbuchhalter in mittleren Jahren,
dessen Leben sich aufteilt zwischen seiner Arbeit in der
Geburtszangenabteilung der Maschinenfabrik Petit-Paysan A.G. und
seiner Hingabe an die >Altneupreybyterianer<, >eine
vielleicht etwas ausgefallene und unklare Sekte, aus Amerika
importiert<. Und über Nacht wird Arnolph Generaldirektor, bekommt
ein Haus geschenkt und findet eine wunderschöne Frau. Was hat es
damit auf sich?
Meine
Meinung
Zunächst
muss ich erwähnen, dass ich dieses Werk von Dürrenmatt für mich
gelesen habe und nicht für die Schule. Ich habe bereits „Der
Besuch der alten Dame“ und „Die Physiker“ von ihm gelesen und
fand beides absolut grandios. Daher bin ich ambitioniert all seine
Werke nach und nach zu lesen.
„Grieche
sucht Griechin“ ist eins seiner wenigen Komödien, die 1955
erstmalig erschienen ist. Es ist vom Erzählstil dem Besuch der alten
Dame sehr ähnlich.
Aber
kommen wir doch lieber auf unseren Protagonisten zu sprechen: Arnolph
Archilochos. Wie sich jeder wahrscheinlich denken kann, ist Arnolph
Grieche und sucht mittels einer Zeitungsannonce
eine Frau, die am besten ebenfalls aus Griechenland kommen soll.
Arnolph wird durchweg als ein sehr ehrlicher und pflichtbewusster
Bürger dargestellt, der noch dazu weder raucht, trinkt oder Fleisch
isst. Außerdem hat er ein vermeintlich unerschütterliches Weltbild
und eine Rangfolge all seiner Idole und Vorbilder, die er verehrt.
Und obwohl unser Protagonist ein Philanthrop erster Güte ist,
arbeitet er seltsamerweise in einem Unternehmen, welches Waffen für
Kriege produziert. Gegensätzlicher geht es wohl kaum. Apropos
Antithetiken: Die Firma produziert auch Geburtszangen. Schon ein
bisschen merkwürdig oder?
Zu
seinem Leidwesen lebt er in einer Welt voll alkoholtrinkender
Atheisten, die unehelichen Sex hat. Arnolph hat es schon nicht leicht
im Leben ;) Deutlich zu spüren war aber, dass er zufrieden mit
seinem Leben ist und nicht im Geringsten das Gefühl hat, auf etwas
zu verzichten. So an sich muss ich sagen, dass mir der Charakter
gefallen hat, obwohl er etwas zweidimensional dargestellt wurde.
Schließlich wurde an keiner Stelle erwähnt, dass Arnolph Ecken und
Kanten hat. Er war praktisch unfehlbar und alles war er tat, war
100%ig richtig. Nur die Welt um in herum war böse und schlecht.
Was
mir so gut gefallen hat, war, wie nach und nach sein Weltbild auf den
Kopf gestellt wurde. Beispielsweise der Bischof, den er so vergöttert
hat, war Kettenraucher und ein anderer hat stark getrunken. Völlig
unbegreiflich für Archilochos, wo doch seine Idole vollkommen sind
oder besser gesagt sein sollten. Wie konnte es dann sein, dass seine
Helden sündenhafte Dinge taten? Ich habe für mich daraus gezogen,
dass wir äußerst gern Menschen, Handlungen und Ereignisse
verschönern und romantisieren. Nur sieht die Realität nun mal nicht
so aus. Auch ich habe meine Idole, die in meinem Kopf als „perfekte
Menschen“ existieren, aber ich befürchte, wenn ich sie treffen
würde, würde es mich genauso schockieren wie Arnolph. Somit
erübrigt sich auch der Gedanke, wir seien nicht gut genug. Wir
müssten besser sein, besser werden und bis in den Tod unsere Skills
und unsere Persönlichkeit optimieren. Nur dass es leider kein
sogenanntes „Optimum“ gibt.
Erwähnenswert
wäre noch, dass ich in Arnolph den Grundgedanken des Minimalimuses
entdeckt habe. Auch wenn das natürlich nicht beabsichtigt von
Dürrenmatt zu dieser Zeit war, aber dennoch hat es mir gefallen, wie
glücklich und zufrieden Archilochos, obwohl er arm war und außer
seiner Glaubenssätze nichts besaß. Aber er war im Einklang mit sich
selbst und hat sich über Kleinigkeiten gefreut. Seine Arbeit des
Unterbuchhalters eines Unterbuchhalters hat ihn erfüllt, obwohl sie
keinem größeren Ziel gefolgt ist. Aber leider hatte er keine
Träume, keine größeren Ziele. Das ist es, wofür ich ihn
bemitleidet habe. Erst sehr spät kam die Erkenntnis, dass es im
Leben noch mehr gibt als das reine Pflichtbewusstsein dem Staat und
Gott gegenüber.
Zum
Schreibstil kann ich leider nur sagen, entweder liebt man ihn oder
man hasst ihn. Die seitenlangen Schachtelsätze mit tausenden von
Nebensätzen muss man genießen können, ansonsten beißt man sich
daran die Zähne aus. Ich gehöre logischerweise zu denen, die es
lieben, da auch ich dazu tendiere, so zu schreiben. (*Hust dafür
wurde ich in der Schule immer getadelt :))
Fazit
Schlussendlich
überzeugt das Buch nicht mit wahnsinnig tollen Charakteren oder
einer spannenden Geschichte, dafür aber mit sehr vielen Denkanstößen
und einer tiefgründigen Message, die jeder für sich daraus ziehen
kann.
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