Hardcover
● 20 € (Amzn) ● Penguin Verlag ● 236 Seiten ● 5 Sterne
Inhalt
Warum
nur flieht Antoine Duris Hals über Kopf aus seinem bisherigen Leben?
Er war Professor an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon und
zieht nun nach Paris, um im Musée d'Orsay, wo die farbenfrohen
Gemälde von Manet, Monet und Modigliani hängen, Wärter zu werden.
Keiner kennt die Gründe für diesen plötzlichen Wandel, keiner
weiß, wie sehr ihn das Schicksal seiner hochbegabten Studentin
Camille mitgenommen hat. Erst als er Mathilde kennenlernt, findet
Antoine einen Weg, sich der Freude, dem Genuss und der Liebe wieder
hinzugeben …
Meine
Meinung
Vorweg:
Ich freue mich sehr, dass ich durch dieses Rezensionsexemplar den
französischen Autor David Foenkinos kennenlernen konnte.
Zum
Inhalt: Anfangs war mir nicht klar, in welche Richtung sich die
Geschichte entwickeln sollte. Wir begleiten einen ehemaligen
Professor, der anscheinend eine Lebenskrise durch macht, bzw. habe
ich das vermutet, und erst im letzten Drittel des Buches wurde mir
klar, worauf es hinausläuft. Denn wir verfolgen nicht nur unseren
Protagonisten, sondern auch noch jemand Anderen. Zunächst schien es,
als ob zwischen den Personen keinerlei Kontakt herrsche, aber das
täuscht. Allerdings hier eine kurze Triggerwarnung (mit einem
Spoiler): es kommt ca. in der Mitte des Buches zu einer
Vergewaltigungsszene, die sehr unschön ist und die auch mich
emotional aufgewühlt hat. Das soll nur als Vorwarnung an alle
diejenigen gehen, die ebenfalls sensibel auf dieses Thema reagieren
und die das triggert. Spoiler Ende
Ansonsten
hat es mir sehr gefallen, wie die Schicksale der beiden Charaktere
miteinander verwoben wurden und wir beide sehr gut kennenlernen
konnten.
Des
Weiteren sollte ich erwähnen, dass wir uns im ersten Teil (Seite 1
bis 66) in der Gegenwart von dem Professor befinden, im zweiten Teil
jedoch (Seite 69 bis 115) in seiner Vergangenheit. Obwohl ich
Rückblicke eigentlich nicht leiden kann, hat der Autor das sehr gut
eingesetzt, um uns Antoines Geschichte zu erzählen. Anfangs habe ich
gedacht "Aha! Jetzt weiß ich warum Antoine geflüchtet ist!"
aber weit gefehlt... Das kann man da noch gar nicht wissen. Und das
hat mir sehr gefallen.
Die
Charaktere, vor allem Antoine, aber auch die Nebencharaktere, wirken
sehr plastisch. Nicht perfekt, aber so als könnte man auch in seinem
eigenen Leben einen Antoine oder eine Camille oder eine Mathilde
kennen und das macht den Roman so authentisch und lebhaft. Es sind
ganz gewöhnliche Leute, die ein Leben wie wir auch führen und
gerade dadurch wirkt die Geschichte sehr intensiv auf einen.
Kommen
wir nun zum Schreibstil: Dieser ist eigentlich sehr trocken und
sachlich (also nur eine Aneinanderreihung von Fakten), aber dennoch
gibt es sehr viele philosophische Denkansätze. Hier ein paar meiner
Lieblingszitate im Folgenden:
"Es
gibt immer Abwechslung im Gleichen." (s. S. 56)
"[...]
Oft fühlt man sich in solchen Momenten, in denen man mit
Komplimenten überschüttet wird, die Teil einer gesellschaftlichen
Höflichkeitsübung sind und somit jeglichen Wert verlieren,
innerlich leer." (s. S. 38)
"Manchen
Leuten fällt es schwer, andere Menschen anzusehen und ihnen
gleichzeitig zuzuhören. (s. S. 20)
Vor
allem das letzte Zitat hat es mir angetan. Ich hatte nicht gedacht,
dass irgendwer auch so empfindet und es nicht nur eine Macke von mir
ist.
Erwähnenswert
ist vielleicht noch, dass es ab und zu Fußnoten gibt. Jeder, der
Nevernight von Jay Kristoff auch gelesen hat, weiß was ich meine. In
Nevernight allerdings gingen die Fußnoten teilweise über die halbe
Seite und in diesem Buch sind es maximal 2 kurze Sätze, weshalb ich
die Fußnoten sehr gern gelesen habe. Es hat mich auch nicht im
Lesefluss gestört.
Fazit
Insgesamt
sind weder Handlung noch Charaktere einzigartig, aber die Erzählart
von Foenkinos und seine Kunst, den Leser mit einer alltäglichen
Geschichte zu fesseln, ist so beeindruckend, dass ich das Buch
dennoch oder gerade deswegen nur weiter empfehlen kann.
PS.:
Ich habe mir nach Beenden dieses Buches auch bereits weitere seiner
Werke bestellt, um zu sehen, ob diese mir auch so gut gefallen
könnten.
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