Montag, 27. Mai 2019

Die Frau im Museé d'Orsay by David Foenkinos [Rezension] [Werbung]


Hardcover ● 20 € (Amzn) ● Penguin Verlag ● 236 Seiten ● 5 Sterne


Inhalt

Warum nur flieht Antoine Duris Hals über Kopf aus seinem bisherigen Leben? Er war Professor an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon und zieht nun nach Paris, um im Musée d'Orsay, wo die farbenfrohen Gemälde von Manet, Monet und Modigliani hängen, Wärter zu werden. Keiner kennt die Gründe für diesen plötzlichen Wandel, keiner weiß, wie sehr ihn das Schicksal seiner hochbegabten Studentin Camille mitgenommen hat. Erst als er Mathilde kennenlernt, findet Antoine einen Weg, sich der Freude, dem Genuss und der Liebe wieder hinzugeben … 



Meine Meinung 
 
Vorweg: Ich freue mich sehr, dass ich durch dieses Rezensionsexemplar den französischen Autor David Foenkinos kennenlernen konnte.

Zum Inhalt: Anfangs war mir nicht klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln sollte. Wir begleiten einen ehemaligen Professor, der anscheinend eine Lebenskrise durch macht, bzw. habe ich das vermutet, und erst im letzten Drittel des Buches wurde mir klar, worauf es hinausläuft. Denn wir verfolgen nicht nur unseren Protagonisten, sondern auch noch jemand Anderen. Zunächst schien es, als ob zwischen den Personen keinerlei Kontakt herrsche, aber das täuscht. Allerdings hier eine kurze Triggerwarnung (mit einem Spoiler): es kommt ca. in der Mitte des Buches zu einer Vergewaltigungsszene, die sehr unschön ist und die auch mich emotional aufgewühlt hat. Das soll nur als Vorwarnung an alle diejenigen gehen, die ebenfalls sensibel auf dieses Thema reagieren und die das triggert. Spoiler Ende
Ansonsten hat es mir sehr gefallen, wie die Schicksale der beiden Charaktere miteinander verwoben wurden und wir beide sehr gut kennenlernen konnten.

Des Weiteren sollte ich erwähnen, dass wir uns im ersten Teil (Seite 1 bis 66) in der Gegenwart von dem Professor befinden, im zweiten Teil jedoch (Seite 69 bis 115) in seiner Vergangenheit. Obwohl ich Rückblicke eigentlich nicht leiden kann, hat der Autor das sehr gut eingesetzt, um uns Antoines Geschichte zu erzählen. Anfangs habe ich gedacht "Aha! Jetzt weiß ich warum Antoine geflüchtet ist!" aber weit gefehlt... Das kann man da noch gar nicht wissen. Und das hat mir sehr gefallen.

Die Charaktere, vor allem Antoine, aber auch die Nebencharaktere, wirken sehr plastisch. Nicht perfekt, aber so als könnte man auch in seinem eigenen Leben einen Antoine oder eine Camille oder eine Mathilde kennen und das macht den Roman so authentisch und lebhaft. Es sind ganz gewöhnliche Leute, die ein Leben wie wir auch führen und gerade dadurch wirkt die Geschichte sehr intensiv auf einen.

Kommen wir nun zum Schreibstil: Dieser ist eigentlich sehr trocken und sachlich (also nur eine Aneinanderreihung von Fakten), aber dennoch gibt es sehr viele philosophische Denkansätze. Hier ein paar meiner Lieblingszitate im Folgenden:

 
 
"Es gibt immer Abwechslung im Gleichen." (s. S. 56)

"[...] Oft fühlt man sich in solchen Momenten, in denen man mit Komplimenten überschüttet wird, die Teil einer gesellschaftlichen Höflichkeitsübung sind und somit jeglichen Wert verlieren, innerlich leer." (s. S. 38)

"Manchen Leuten fällt es schwer, andere Menschen anzusehen und ihnen gleichzeitig zuzuhören. (s. S. 20)

Vor allem das letzte Zitat hat es mir angetan. Ich hatte nicht gedacht, dass irgendwer auch so empfindet und es nicht nur eine Macke von mir ist.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es ab und zu Fußnoten gibt. Jeder, der Nevernight von Jay Kristoff auch gelesen hat, weiß was ich meine. In Nevernight allerdings gingen die Fußnoten teilweise über die halbe Seite und in diesem Buch sind es maximal 2 kurze Sätze, weshalb ich die Fußnoten sehr gern gelesen habe. Es hat mich auch nicht im Lesefluss gestört.


Fazit

Insgesamt sind weder Handlung noch Charaktere einzigartig, aber die Erzählart von Foenkinos und seine Kunst, den Leser mit einer alltäglichen Geschichte zu fesseln, ist so beeindruckend, dass ich das Buch dennoch oder gerade deswegen nur weiter empfehlen kann. 
 

PS.: Ich habe mir nach Beenden dieses Buches auch bereits weitere seiner Werke bestellt, um zu sehen, ob diese mir auch so gut gefallen könnten.


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